Kohlekraftwerk Staudinger

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In Hanau /Großkrotzenburg, ca. 35 Kilometer Luftlinie von Darmstadt entfernt, plante die EON Kraftwerke GmbH den Bau des Blocks 6 des Kohlekraftwerks Staudinger. Der Block soll eine Leistung von 1100 Megawatt haben und jährlich mehr als 7 Mrd. kWh Strom erzeugen.

Beim Erörterungstermin im Raumordnungsverfahren im März /April 2009 zeigten Sachverständige des BUND und mehrerer Kommunen auf, dass das Vorhaben unwirtschaftlich ist, da die künftig wachsende vorrangige Stromerzeugung durch Wind-, Solar- und Bioenergie die Einsatzzeit des Kraftwerksblocks deutlich einschränken wird.

Die zusätzlichen Schadstoffemissionen des Blocks 6 werden die Einhaltung der Umweltschutzpläne im Rhein-Main-Gebiet gefährden. Hinzu kommt, dass die örtliche Lärmbelastung durch wachsende Anlieferung der Kohle per Bahn deutlich steigen wird. Vor allem aber werden mit den immensen CO2-Emissionen des Blocks 6 die Klimaschutzziele der Bundesregierung und der EU unterlaufen. Damit sind zudem hohe Schadenskosten durch den Beitrag zum globalen Klimawandel verbunden.

Das Thema ist dadurch "erledigt", dass eon aus Wirtschaftlichkeitsgründen den neuen Block nicht baute sondern bis zum Jahr 2025 gegen staatliche Entschädigung, das alte Kraftwerk weiterlaufen lassen darf. Hätte der BUND mit der Unterstützung der BI vor Ort und vielen Spender*innen nicht geklagt, wäre die staatliche Zahlung an eon wohl noch größer ausgefallen und eine neue Ruine mehr - mit all ihrem Bedarf an Rohstoffen zum Bau - müsste abgerissen werden.

Informationen

gab es beim BUND Landesverband Hessen: www.bund-hessen.de
Für eventuelle studentische Recherchen sicherlich auch beim Regierungspräsidium Darmstadt als Genehmigungsbehörde

Hintergrund

1. Unwirtschaftlichkeit

Kohlekraftwerke sind im Vergleich zu Gaskraftwerken aufgrund relativ hoher Investitionskosten nur dann wirtschaftlich zu betreiben, wenn dies in der Grundlast (mehr als 7000 Stunden im Jahr bezogen auf Vollauslastung) erfolgt. Dies hat EON Kraftwerke immer wieder betont. Doch schon heute müssen Kohlekraftwerke mehr und mehr heruntergefahren werden, wenn viel Strom aus Windenergie oder Solaranlagen produziert wird. Dieser Strom wird nach dem Erneuerbare Energien Gesetz vorrangig eingespeist. Der Anteil von Strom aus Wind, Sonne und Biomasse wird weiter deutlich ansteigen. Schon bald werden Windkraftwerke die Hälfte der gesamten maximalen Spitzenlast in Deutschland erreichen. Großkraftwerke müssen sich dem anpassen. Wie eine Studie des arrhenius-Instituts (Dr. Großcurth) schon für das Kohlekraftwerk Hamburg Moorburg im Auftrag des BUND gezeigt und dies nun für das Kraftwerk Block 6 Staudinger erneut bekräftigt hat, werden den Kohlekraftwerken mit zunehmender Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien die sog. Deckungsbeiträge wegfallen – sprich bei geringen und unregelmäßigeren Laufzeiten werden den Kohlekraftwerken die Erlöse wegbrechen und das Kraftwerk rechnet sich nicht mehr.

2. Steigerung der Luftverschmutzung im Rhein-Main-Gebiet

EON behauptet, dass mit der Abschaltung von zwei alten Kraftwerken die Schadstoffemissionen sich in der Summe nicht erhöhen werden. Dabei bezieht sich EON auf die Jahre 1996 bis 2000. Allerdings gegenüber den Emissionen der letzten zwei bis drei Jahre werden die Schadstoffemissionen - insbesondere bei giftigen Schwermetallen - deutlich zunehmen. Dabei sollen allein durch den Block 6 über 3500 Tonnen Stickoxide, über 1200 Schwefeldioxid, über 200 Tonnen Feinstaub und 700 kg hochgiftiges Quecksilber in die Atmosphäre abgegeben.

Entgegen der Behauptung von EON, des Kraftwerk würde zu einer Entlastung der Umwelt führen, haben der BUND und einwendende Kommunen (Hanau, Hainburg, Alzenau) gezeigt, dass der Bau des Kraftwerks zu einer höheren Belastung der Atemluft im Rhein-Main-Gebiet führt. Auch die Städte Frankfurt am Main und Offenbach am Main haben in ihren Stellungnahmen auf die Zusatzbelastung durch Block 6 bei zukünftig geringen lokalen Schadstoffgrenzwerten hingewiesen.

3. Klimaschutz

Der Betrieb des Blocks 6 soll zur Freisetzung von fünf bis sechs Millionen Tonnen Kohlendioxid führen. Diese immense Steigerung der CO2-Emissionen wird in Kauf genommen angesichts der allerorten gefassten Beschlüsse zur Senkung der CO2-Emissionen wie die von der Weltgemeinschaft in Kopenhagen geplanten Reduktionsziele und der weltweit sprunghaft steigenden Klimaschäden.

Die CO2-Emissionen des Block 6 führen zudem zu weltweiten Klimaschadenskosten von jährlich mehr als 400 Mio. Euro.