Die Zauneidechse (Lacerta agilis) gehört zur Familie der Echten Eidechsen und damit zu den Reptilien. Sie hat eine dicke Hornhaut, die aus Schuppen besteht, die dachziegelartig nach hinten gerichtet übereinander angeordnet sind. Die Hornhaut verhindert die Hautatmung und ist ein idealer Verdunstungsschutz - dadurch können sich diese Boten aus der Urzeit auch in trockener und warmer Umgebung aufhalten. Da die verhornten toten Zellen der obersten Schicht nicht "mitwachsen" können, muss das Reptil von Zeit zu Zeit aus der Haut fahren - und sich häuten. Die Haut wird in einem Stück abgestreift.Die Färbung der Tiere dient zur Tarnung und ist perfekt an ihre Lebensräume angepasst.
Die Zauneidechse ist die häufigste Eidechsenart Mitteleuropas. Sie wird ca. 20 bis 25 Zentimeter lang und ist kaum verwechselbar (sie hat Ähnlichkeit nur mit älteren Jungtieren der Smaragdeidechse).
Die Zauneidechse hat einen großen Kopf mitrundlicher Schnauze, einen gedrungenen, robust wirkenden Körper mit dicklichem langen Schwanz.
Die Geschlechter sind unterschiedlich gefärbt. Die Rückenzeichnung beider Geschlechter (nur in unterschiedlicher Farbe) an sich hat Ähnlichkeit mit dem Aufbau einer Straße: Eine unterbrochene Mittelinie (inmitten des Rückens), daneben jeweils die festabgegrenzte Fahrbahn mit der unterbrochenen Fahrbahnbegrenzungslinie, einem ebenfalls nach außen abgegrenztem Mehrzweckseitenstreifen und ein Übergang in den Straßengraben und in den Acker. Die individuelle Rückenzeichnung ist ein bleibendes Erkennungszeichen einer Zauneidechse ähnlich wie beim menschlichen Fingerabdruck.
Männchen sind seitlich und auf der Unterseite hell- bis dunkelgrün, haben dunkle Kopfplatten mit anschließendem gräulichem, oft dunkelbräunlichem Band. Dieses wird von hellen Streifen begrenzt, dies sich auf dem ersten Drittel des Schwanzes in Flecke auflösen. Oft ist eine in weißliche Striche aufgelöste/aufgeteilte Linie auf der Rückenmitte zu sehen. Die grüne Unterseite ist schwärzlich gefleckt.
Weibchen sind meistens hellgrau, gelbbraun oder bräunlich gefärbt (ähnliche Zeichnung wie die Männchen, aber andere Färbung), die gelblich-weißliche Unterseite ist fast immer ohne Fleckung.
Jungtiere haben die charakteristsiche Rückenzeichnung zunächst nur in Ansätzen, besitzen aber "Augenflecken" am ganzen Körper.
Zauneidechsen sind wechselwarm und tagaktiv. Noch in den späteren Vormittagsstunden sonnen sie sich ausgiebig auf vegetagtionsfreien Stellen wie Steinen, Kahlstellen, Holzhaufen, Trockenmauern, Weinbergstafeln und ähnlichem. Heiße Tage werden eher im Halbschatten verbracht.
Die Winterstarre wird Ende März/Anfang April beendet. Zuerst erscheinen im Frühjahr meist die Jungtiere, dann die Männchen und nach weiteren zwei bis drei Wochen die Weibchen. Die Überwinterung erfolgt in Verstecken unter Steinhaufen, hinter Trockenmauern oder unter Reisighaufen in der Erde. Männchen und Weibchen begeben sich in etwa zur gleichen Zeit Anfang/Mitte September zur Winterpause, Jungtiere oft vier bis fünf Wochen später. Die Tiere sind wechselwarm, das heißt, ihre Körpertemperatur passt sich der Umgebungstemperatur an. Bei Temperaturen unter minus drei Grad können sie erfrieren.
Die Geschlechtsreife hängt eng mit der erreichten Körpergröße zusammen. Wie schnell die Echse wächst, hängt wiederum von der Schlupfgröße des Jungtieres, der herrschenden Durchschnittstemperatur und mit dem Nahrungsangebot zusammen.
Die Fortpflanzung beginnt häufig nach der zweiten Überwinterung, in weniger optimalen Gebieten erst ab der dritten Überwinterung also im vierten Kalenderjahr. In Ausnahmefällen kommt es sowohl bei Männchen als auch bei Weibchen schon nach der ersten Überwinterung (im 2. Kalenderjahr nach dem Schlupf) zu Paarungsaktivitäten. Häufig finden die ersten Eiablagen schon in der ersten Maihälfte statt. Sowohl bei den älteren Weibchen als auch bei knapp zweijährigen Weibchen sind Zweitgelege keine Seltenheit, wie in einem Garten mit angrenzendem Gelände in Darmstadt-Kranichstein beobachtet wurde. Diese können schon einen Monat (im Ausnahmefall nach drei Wochen) nach der ersten Eiablage erfolgen.
Die Männchen bekommen etwa Ende April zur Paarungszeit ein leuchtend grünes Hochzeitskleid. Sie paaren sich mit mehreren Weibchen. Männchen liefern sich Kommentkämpfe (ritualisierter Kampf). Die Eiablage erfolgt ca. 25 Tage nach der Paarung im Mai oder Juni. Die acht bis 15 Eier sind von ovaler Form und etwa 15 Millimeter lang und zehn Millimeter breit . Sie werden in Klumpen in selbstgegrabenen Erdöchern an feuchteren sonnenexponierten Bodenstellen (in der lockeren Erde hinter Trockenmauern beispielsweise) abgelegt. Der optimale Temperaturbereich beträgt etwa 27 Grad Celsius.
Die ersten sehr frühen Schlüpflinge von fünf bis sieben Zentimetern Länge werden schon Anfang Juli nach 30 bis 60 Tagen (je nach Wetterlage) registriert. Die Jungtiere verteilen sich nach dem Schlupf schnell in der Umgebung.
Eidechsen können Teile ihres Schwanzes bei Gefahr kontrolliert abstoßen: das Tier bringt sich in Sicherheit, während die abgestoßene Schwanzspitze sich noch minutenlang von selbst windet und schlängelt, um so Fressfeine abzulenken. Es dauert allerdings lange, bis der Schwanz wieder vollständig nachgewachsen ist - manchmal zwei Jahre lang bis zur vollständigen Regeneration. Ein mehrmaliges Abstoßen ist möglich. Aber jeder Schwanzverlust bedeutet eine große Kraftanstrengung für das Tier, die durch vermehrte Nahrung ausgeglichen werden muss. In "schlechten" Nahrungshabitaten wird dadurch oft die nächste Paarung verschoben. In Kranichstein allerdings, wo durch Hauskatzen viele Tiere Teile ihres ihres Schwanzes einbüßten, ist in einem nach BUND-Vorschlägen gepflegten Grünlandbereich anschließend an die "Eidechsengärten" genügend Nahrung vorhanden, sodass Auswirkungen auf das Fortpflanzungsverhalten dort nicht festgestellt wurden.